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Mein erster Besuch auf der Frankfurter Buchmesse - ein Erfahrungsbericht

Monatsrückblick Oktober 2023 – Mein erster Besuch auf der Frankfurter Buchmesse

Norma­ler­wei­se widme ich mich im Monats­rück­blick immer drei großen Themen, die meinen vergan­ge­nen Monat domi­niert haben. Da dies im Okto­ber vorran­gig die Frank­fur­ter Buch­mes­se war, möch­te ich heute etwas ausführ­li­cher darüber berich­ten. Was war im Vorfeld zu tun? Was nimmt man am besten mit? Wie läuft so ein Besuch als Desi­gner oder Illus­tra­tor vor Ort konkret ab? Was gibt es danach zu erle­di­gen? Wenn du bereit bist, tauche mit mir ein in die wunder­ba­re Welt der Buchmesse. 😀

Vorbereitung ist alles – was man im Vorfeld tun kann

Wenn man auf eine Buch­mes­se geht, ist das Ziel vor allem Kontak­te zu knüp­fen: zu Verla­gen, Lekto­rIn­nen und auch Kolle­gIn­nen. Um sich bei den Verla­gen gut zu präsen­tie­ren, sind vor allem Visi­ten­kar­ten wich­tig und natür­lich ein aktu­el­les, gut kura­tier­tes Port­fo­lio wich­tig (nur die besten Arbei­ten, hinter denen man selbst­be­wusst steht – es reichen 12–20 Arbeiten).

Die Visi­ten­kar­ten hatte ich genau für diesen Buch­mes­sen­be­such schon im August in Angriff genom­men, damit im Vorfeld mit Druck und Versand ja nichts schief gehen konn­te und ich genü­gend Puffer hatte. Eini­ge Illus­tra­to­ren hatten übri­gens auch Post­kar­ten mit Arbeits­pro­ben dabei, was ich auch eine schö­ne Idee finde. Was ich mir für den nächs­ten Besuch auf die Liste schrei­ben möch­te, ist ein Namens­schild, damit man im Gespräch noch besser in Erin­ne­rung bleibt.

Mein Port­fo­lio habe ich auf meine Ziel­grup­pe abge­stimmt – Geschenk­buch und Pape­te­rie. D. h. ich habe Arbei­ten ausge­wählt, die für diesen Bereich in Frage kommen. Ich habe versucht, sie so zu anzu­ord­nen, dass beim Betrach­ten ein Span­nungs­bo­gen entsteht: am Anfang eine star­ke Arbeit als Einstieg, am Ende ein Knal­ler zum Abschluss. Beim Stamm­tisch der Illus­tra­to­ren München Anfang Septem­ber ging es auch um das Thema Vorbe­rei­tung auf die Frank­fur­ter Buch­mes­se, wo wir alle unse­re Port­fo­li­os noch einmal in Hinblick auf die Messe durch­ge­gan­gen sind und ich noch den einen oder ande­ren sehr hilf­rei­chen Tipp bekom­men habe. Für meinen zwei­ten Design­schwer­punkt, die Info­gra­fi­ken, hatte ich übri­gens ein sepa­ra­tes Port­fo­lio, um mich unab­hän­gig vom Thema Muster­de­sign bei entspre­chen­den Verla­gen vorstel­len zu können.

Haupteingang der Frankfurter Buchmesse, ein glückliches Selfie und ein Blick in die Halle 3.
Haupt­ein­gang der Frank­fur­ter Buch­mes­se, ein glück­li­ches Selfie und ein Blick in die Halle 3.

Auch das Hotel und die Zugfahrt – sofern man mit dem Zug anrei­sen möch­te — soll­ten früh­zei­tig gebucht werden. Frank­furt ist zu dieser Zeit sehr ausge­bucht. Ich finde die Zugfahrt für mich die beste Vari­an­te: Ich kann lesen, ausru­hen, trin­ken, essen oder wie in meinem Fall auf der Hinfahrt, mich mit einer lieben Kolle­gin unter­hal­ten. Aller­dings empfeh­le ich nach Möglich­keit eine Direkt­ver­bin­dung zu nehmen, damit man bei Verzö­ge­run­gen nicht seinen Anschluss­zug verpasst. 

Was auch wich­tig ist und am besten schon ab Mitte Juli gemacht werden soll­te, ist zu recher­chie­ren, welche Verla­ge für einen inter­es­sant sind und dann Termi­ne mit den entspre­chen­den Lekto­ren zu verein­ba­ren. Ich war dieses Jahr mit Ende August sehr spät dran und habe auch keine Termi­ne mehr bekommen. 


Aber auch wenn man keinen Termin bekommt, ist das kein Hinde­rungs­grund für einen Besuch der Buch­mes­se. Denn viele Verla­ge bieten offe­ne Mappen­sprech­stun­den an. Das bedeu­tet, dass man sich inner­halb einer bestimm­ten Zeit in eine lange Warte­schlan­ge einreiht (ja, ich meine wirk­lich lange – ich habe mich meis­tens eine halbe Stun­de vor dem ange­ge­be­nen Termin ange­stellt und es waren schon viele Illus­tra­to­ren vor mir da, so dass ich oft mindes­tens eine Stun­de gewar­tet habe, bis ich an der Reihe war). Die Termi­ne für diese offe­nen Sprech­stun­den werden oft im Vorfeld schon auf der Seite des Verlags oder in den sozia­len Medi­en bekannt gegeben.

Um bei all den Termi­nen und Möglich­kei­ten nicht den Über­blick zu verlie­ren, hat es sich für mich bewährt, mir einen Stun­den­plan zu schrei­ben, damit ich weiß, wo ich wann bei wem sein muss.

Es ist soweit – die Buchmesse an den Fachbesuchertagen

Ehrlich gesagt war ich sehr aufge­regt, als ich meinen Trol­ley an der Garde­ro­be abge­ge­ben hatte und die Halle 3 betrat. Das war meine Welt: Bücher, Bücher, Bücher! Und alle Menschen waren nur da, weil auf die eine oder ande­re Weise mit Büchern und deren Entste­hungs­pro­zess verbun­den sind. Ich war sehr gespannt, was die nächs­ten zwei Tage brin­gen würden.
Was noch inter­es­sant ist zu wissen: Die Buch­mes­se öffnet an den ersten 3 Tagen ihre Pfor­ten nur für Fach­pu­bli­kum, also alle Leute, die irgend­was rund ums Buch arbei­ten. Erst ab Frei­tag­mit­tag ist die Messe dann für alle Besu­cher geöff­net. Es versteht sich von selbst, dass die Messe somit an den ersten Tagen wesent­lich weni­ger voll ist.

Zuerst stat­te­te ich dem Stand der Illus­tra­to­ren Orga­ni­sa­ti­on einen Besuch ab. Ich wurde dieses Jahr für das „Bild­werk Verlags­we­sen“ ausge­wählt, eine Veröf­fent­li­chung für Verlags­ver­tre­te­rIn­nen, in der „ein Potpour­ri hoch­klas­si­ger Illus­tra­tio­nen“ zusam­men­ge­stellt wurde. Das woll­te ich natür­lich unbe­dingt in die Hand nehmen und mir genau­er anse­hen. Außer­dem wurde in dem Rahmen auch eins meiner Moti­ve auf einer Post­kar­te abge­druckt, welche am Stand der IO erhält­lich war.

Meine Postkarte auf der Buchmesse, das Cover des "Bildwerk Verlagswesen" und mein Kapuzineräffchen im Innenteil
Meine Post­kar­te auf der Buch­mes­se, das Cover des “Bild­werk Verlags­we­sen” und mein Kapu­zi­ner­äff­chen im Innenteil

Die Illus­tra­to­ren Orga­ni­sa­ti­on bietet auch Mappen­be­ra­tun­gen für Illus­tra­to­ren an, bei denen Mitglie­der von ande­ren Mitglie­dern Feed­back zu ihren Arbei­ten bekom­men können. Das woll­te ich auch unbe­dingt machen. Feed­back bringt mich immer weiter und jeder Gedan­ke von außen kann ein neuer Impuls für mich sein. Die Termi­ne dafür wurden direkt am Stand verge­ben und ich hatte Glück, dass ich noch einen Termin für Mitt­woch­nach­mit­tag ergat­ter­te, denn auch hier war die Schlan­ge lang und der Andrang groß. Die Bera­tung war übri­gens sehr hilf­reich. Zum einen habe ich ein paar Denk­an­stö­ße in Bezug auf die Sortie­rung meiner Arbei­ten bekom­men, zum ande­ren auch Tipps in Hinblick auf für mich passen­de Verla­ge. Und keine Angst vor Kritik: Jedes Feed­back ist die persön­li­che Meinung eines ande­ren und muss nicht umge­setzt werden. Ich habe versucht, alles offen anzu­neh­men und mir das Passen­de heraus­zu­su­chen. Deshalb: unein­ge­schränk­te Empfehlung!

Dann kam die erste Sprech­stun­de bei einem großen Kinder­buch­ver­lag, der aber auch Geschenk­bü­cher und Pape­te­rie­ar­ti­kel anbie­tet. Die Schlan­ge war sehr lang. Immer wieder sah ich Illus­tra­to­ren, die einen Klapp­ho­cker dabei hatten. In diesem Zusam­men­hang muss ich erwäh­nen, wie wich­tig beque­me Schu­he sind. Mit 12 cm hohen Pfen­nig­ab­sät­zen hält man sicher nicht sehr lange durch. Zumin­dest nicht mit einem entspann­ten, gelös­ten Lächeln. 


Was ich am Anste­hen aber wirk­lich genos­sen habe, waren die netten Gesprä­che mit den ande­ren Illus­tra­to­ren rings um mich herum. Es wurden Port­fo­li­os gezeigt, Lebens­läu­fe geteilt, Kontakt­da­ten ausge­tauscht. Die offe­ne und unge­zwun­ge­ne Atmo­sphä­re in diesen Warte­schlan­gen hat mir das Warten defi­ni­tiv versüßt.

Da ist sie - meine Postkarte am Stand der Illustratoren Organisation
Da ist sie — meine Post­kar­te am Stand der Illus­tra­to­ren Organisation

Wenn die Lekto­rIn­nen die eige­nen Arbei­ten für ihren Verlag inter­es­sant finden, bekommt man eine Kontakt­adres­se, an die man sein Port­fo­lio schi­cken kann. Entwe­der landet man dann im Desi­gner­pool des Verlags oder es gibt viel­leicht sogar schon ein konkre­tes Projekt, an dem man gemein­sam arbei­ten kann. Oder die Lekto­rIn­nen bitten dich um deine Visi­ten­kar­te und melden sich dann. Ich habe auch schon von Kolle­gen gehört, die direkt im Gespräch ein Projekt ange­bo­ten bekom­men haben. Nichts ist wohl unmöglich.

Übri­gens hatte ich auf der Messe einen Ruck­sack und eine Umhän­ge­ta­sche dabei. Im Ruck­sack hatte ich ein Notiz­buch, Snacks (in der Aufre­gung vergisst man leicht das Essen…), Wasser und Lade­ka­bel. In meiner Umhän­ge­ta­sche hatte ich mein iPad mit meinem Port­fo­lio, einen Stift und meine Visi­ten­kar­ten. So hatte ich alles schnell zur Hand, wenn ich ins Gespräch kam. Mir hat es übri­gens auch gehol­fen, mir sofort nach einem Gespräch sämt­li­che Infos in meinem Handy zu notie­ren. Es ist einfach so viel auf einmal, dass ich mir sicher war, dass ich mir nach drei Stun­den nicht mehr alles merken konnte.

Wich­tig sind natür­lich auch Pausen. Vor den Hallen gibt es klei­ne Cafe­te­ri­en mit Snacks, Geträn­ke und – ganz wich­tig – Kaffee. Dort ließ es sich wunder­bar zwischen­durch mit Kolle­gen über die vorhe­ri­gen oder kommen­den Gesprä­che sinnie­ren, aus dem Fens­ter schau­en und etwas Kraft schöp­fen. Und wer wie ich auf der Suche nach Strom für seine Gerä­te war: Dort gibt es auch Steck­do­sen (in den Hallen habe ich keine entdeckt).

Noch ein Blick in Halle 3
Noch ein Blick in Halle 3

Neben den Sprech­stun­den verbrach­te ich meine Zeit damit, durch die Hallen zu gehen und die verschie­de­nen Verla­ge kennen­zu­ler­nen. Ich fand es sehr hilf­reich, an den Stän­den das komplet­te Programm eines Verla­ges zu sehen und sich einen Über­blick zu verschaf­fen. Das ist doch etwas ande­res als auf einer Websei­te. Auf diese Weise bin ich oft ins Gespräch mit den Leuten am Stand gekom­men und habe auch so die eine oder ande­re Kontakt­adres­se bekom­men. Ob mich das Über­win­dung gekos­tet hat, die Leute einfach anzu­spre­chen? Ja, anfangs auf jeden Fall. Ich habe mir aber immer wieder gesagt, dass das genau der Grund ist, warum ich hier bin. Mit jedem Gespräch wurde ich dann routi­nier­ter und gelas­se­ner. Also nur Mut. 

Es gibt auch immer mal wieder Live-Talks mit Auto­ren oder zu bestimm­ten Themen (dieses Jahr sehr präsent: das Thema „AI“). Ich bin zufäl­lig beim Talk mit Felix Schein­ber­ger vorbei­ge­kom­men und fand es sehr inspi­rie­rend und gemüt­lich zugleich, wenn in einem verhält­nis­mä­ßig klei­nen Rahmen zu einem Publi­kum gespro­chen wird.

Übri­gens lohnt es sich auch unbe­dingt einen Blick in die inter­na­tio­na­len Hallen zu werfen. Da gibt es so viel zu entdecken!

Messenachbereitung


Nach der aufre­gen­den Zeit auf der Buch­mes­se galt es, die gesam­mel­ten Eindrü­cke und Kontak­te geord­net zu verar­bei­ten. Bereits im Vorfeld hatte ich eine detail­lier­te Excel-Tabel­le mit sämt­li­chen für mich inter­es­san­ten Verla­gen und Unter­neh­men erstellt. Diese habe ich nun mit meinen neuen Infor­ma­tio­nen ergänzt. So konn­te ich auch den Über­blick behal­ten, wen ich bereits kontak­tiert hatte und welche Schrit­te als nächs­tes zu unter­neh­men waren.

Anschlie­ßend habe ich anhand meiner Liste mein Port­fo­lio gezielt an die entspre­chen­den Adres­sen verschickt. Jetzt heißt es Geduld haben und abwar­ten. Exper­ten empfeh­len, das Port­fo­lio alle sechs Mona­te mit neuen Arbei­ten zu aktua­li­sie­ren und erneut zu versen­den, wenn keine Rück­mel­dung erfolgt. Ich blei­be am Ball.

Pause mit Blick auf den Innenhof, der Messeturm im Nebel
Pause mit Blick auf den Innen­hof, der Messe­turm im Nebel

Was ich auch nicht verschwei­gen möch­te: Ein Besuch auf der Buch­mes­se ist anstren­gend. Man ist den ganzen Tag auf den Beinen, man spricht viel mit Menschen, es ist laut, man macht viel­leicht nur unre­gel­mä­ßig Pausen. Das kann einen ganz schön schlau­chen. Wahr­schein­lich ist es sinn­voll, sich für den Tag (oder besser noch zwei Tage) nach der Messe nicht unbe­dingt die kompli­zier­te Quar­tals­ab­rech­nung mit sieb­zehn S‑Verweisen in der Excel-Tabel­le vorzu­neh­men. 😉 Mir wurde auch prophe­zeit, dass man nach der Messe die berühm­te Buch­mes­se-Grip­pe bekommt, von der ich zum Glück verschont blieb (aber ange­schla­gen war ich trotzdem…). 

Insge­samt war die Frank­fur­ter Buch­mes­se für mich ein unver­gess­li­ches und berei­chern­des Erleb­nis. Der offe­ne Austausch und die wert­vol­len Kontak­te, die ich knüp­fen konn­te, haben meine Erwar­tun­gen über­trof­fen. Die faszi­nie­ren­de Mischung aus leben­di­gen Gesprä­chen und fach­li­chem Austausch hat mich tief inspi­riert. Die herz­li­che Atmo­sphä­re und die gemein­sa­me Begeis­te­rung für die Welt der Bücher haben mich voll und ganz in ihren Bann gezo­gen. Ich freue mich bereits jetzt auf das kommen­de Jahr und darauf, wieder Teil dieser begeis­tern­den Veran­stal­tung zu sein. 

Was sind deine Erfah­run­gen und Tipps von der Frank­fur­ter Buch­mes­se? Teile sie gerne in den Kommen­ta­ren, denn der Austausch über unse­re gemein­sa­me Leiden­schaft für Bücher ist das, was diese Veran­stal­tung so beson­ders macht. Bis zum nächs­ten Jahr auf der Buchmesse!

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Janina Steger lächelnd

Illustratorin, Designerin und Gründerin des Designstudio Philografina. Neben Grafikdesign, Infografiken und Illustrationen für Unternehmen und Start-ups liebe ich es, bunte und verspielte Muster in verschiedenen Techniken zu gestalten. Die
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