Normalerweise widme ich mich im Monatsrückblick immer drei großen Themen, die meinen vergangenen Monat dominiert haben. Da dies im Oktober vorrangig die Frankfurter Buchmesse war, möchte ich heute etwas ausführlicher darüber berichten. Was war im Vorfeld zu tun? Was nimmt man am besten mit? Wie läuft so ein Besuch als Designer oder Illustrator vor Ort konkret ab? Was gibt es danach zu erledigen? Wenn du bereit bist, tauche mit mir ein in die wunderbare Welt der Buchmesse. 😀
Vorbereitung ist alles – was man im Vorfeld tun kann
Wenn man auf eine Buchmesse geht, ist das Ziel vor allem Kontakte zu knüpfen: zu Verlagen, LektorInnen und auch KollegInnen. Um sich bei den Verlagen gut zu präsentieren, sind vor allem Visitenkarten wichtig und natürlich ein aktuelles, gut kuratiertes Portfolio wichtig (nur die besten Arbeiten, hinter denen man selbstbewusst steht – es reichen 12-20 Arbeiten).
Die Visitenkarten hatte ich genau für diesen Buchmessenbesuch schon im August in Angriff genommen, damit im Vorfeld mit Druck und Versand ja nichts schief gehen konnte und ich genügend Puffer hatte. Einige Illustratoren hatten übrigens auch Postkarten mit Arbeitsproben dabei, was ich auch eine schöne Idee finde. Was ich mir für den nächsten Besuch auf die Liste schreiben möchte, ist ein Namensschild, damit man im Gespräch noch besser in Erinnerung bleibt.
Mein Portfolio habe ich auf meine Zielgruppe abgestimmt – Geschenkbuch und Papeterie. D. h. ich habe Arbeiten ausgewählt, die für diesen Bereich in Frage kommen. Ich habe versucht, sie so zu anzuordnen, dass beim Betrachten ein Spannungsbogen entsteht: am Anfang eine starke Arbeit als Einstieg, am Ende ein Knaller zum Abschluss. Beim Stammtisch der Illustratoren München Anfang September ging es auch um das Thema Vorbereitung auf die Frankfurter Buchmesse, wo wir alle unsere Portfolios noch einmal in Hinblick auf die Messe durchgegangen sind und ich noch den einen oder anderen sehr hilfreichen Tipp bekommen habe. Für meinen zweiten Designschwerpunkt, die Infografiken, hatte ich übrigens ein separates Portfolio, um mich unabhängig vom Thema Musterdesign bei entsprechenden Verlagen vorstellen zu können.
Auch das Hotel und die Zugfahrt – sofern man mit dem Zug anreisen möchte – sollten frühzeitig gebucht werden. Frankfurt ist zu dieser Zeit sehr ausgebucht. Ich finde die Zugfahrt für mich die beste Variante: Ich kann lesen, ausruhen, trinken, essen oder wie in meinem Fall auf der Hinfahrt, mich mit einer lieben Kollegin unterhalten. Allerdings empfehle ich nach Möglichkeit eine Direktverbindung zu nehmen, damit man bei Verzögerungen nicht seinen Anschlusszug verpasst.
Was auch wichtig ist und am besten schon ab Mitte Juli gemacht werden sollte, ist zu recherchieren, welche Verlage für einen interessant sind und dann Termine mit den entsprechenden Lektoren zu vereinbaren. Ich war dieses Jahr mit Ende August sehr spät dran und habe auch keine Termine mehr bekommen.
Aber auch wenn man keinen Termin bekommt, ist das kein Hinderungsgrund für einen Besuch der Buchmesse. Denn viele Verlage bieten offene Mappensprechstunden an. Das bedeutet, dass man sich innerhalb einer bestimmten Zeit in eine lange Warteschlange einreiht (ja, ich meine wirklich lange – ich habe mich meistens eine halbe Stunde vor dem angegebenen Termin angestellt und es waren schon viele Illustratoren vor mir da, so dass ich oft mindestens eine Stunde gewartet habe, bis ich an der Reihe war). Die Termine für diese offenen Sprechstunden werden oft im Vorfeld schon auf der Seite des Verlags oder in den sozialen Medien bekannt gegeben.
Um bei all den Terminen und Möglichkeiten nicht den Überblick zu verlieren, hat es sich für mich bewährt, mir einen Stundenplan zu schreiben, damit ich weiß, wo ich wann bei wem sein muss.
Es ist soweit – die Buchmesse an den Fachbesuchertagen
Ehrlich gesagt war ich sehr aufgeregt, als ich meinen Trolley an der Garderobe abgegeben hatte und die Halle 3 betrat. Das war meine Welt: Bücher, Bücher, Bücher! Und alle Menschen waren nur da, weil sie auf die eine oder andere Weise mit Büchern und deren Entstehungsprozess verbunden sind. Ich war sehr gespannt, was die nächsten zwei Tage bringen würden.
Was noch interessant ist zu wissen: Die Buchmesse öffnet an den ersten 3 Tagen ihre Pforten nur für Fachpublikum, also alle Leute, die irgendwas rund ums Buch arbeiten. Erst ab Freitagmittag ist die Messe dann für alle Besucher geöffnet. Es versteht sich von selbst, dass die Messe somit an den ersten Tagen wesentlich weniger voll ist.
Zuerst stattete ich dem Stand der Illustratoren Organisation einen Besuch ab. Ich wurde dieses Jahr für das „Bildwerk Verlagswesen“ ausgewählt, eine Veröffentlichung für VerlagsvertreterInnen, in der „ein Potpourri hochklassiger Illustrationen“ zusammengestellt wurde. Das wollte ich natürlich unbedingt in die Hand nehmen und mir genauer ansehen. Außerdem wurde in dem Rahmen auch eins meiner Motive auf einer Postkarte abgedruckt, welche am Stand der IO erhältlich war.
Die Illustratoren Organisation bietet auch Mappenberatungen für Illustratoren an, bei denen Mitglieder von anderen Mitgliedern Feedback zu ihren Arbeiten bekommen können. Das wollte ich auch unbedingt machen. Feedback bringt mich immer weiter und jeder Gedanke von außen kann ein neuer Impuls für mich sein. Die Termine dafür wurden direkt am Stand vergeben und ich hatte Glück, dass ich noch einen Termin für Mittwochnachmittag ergatterte, denn auch hier war die Schlange lang und der Andrang groß. Die Beratung war übrigens sehr hilfreich. Zum einen habe ich ein paar Denkanstöße in Bezug auf die Sortierung meiner Arbeiten bekommen, zum anderen auch Tipps in Hinblick auf für mich passende Verlage. Und keine Angst vor Kritik: Jedes Feedback ist die persönliche Meinung eines anderen und muss nicht umgesetzt werden. Ich habe versucht, alles offen anzunehmen und mir das Passende herauszusuchen. Deshalb: uneingeschränkte Empfehlung!
Dann kam die erste Sprechstunde bei einem großen Kinderbuchverlag, der aber auch Geschenkbücher und Papeterieartikel anbietet. Die Schlange war sehr lang. Immer wieder sah ich Illustratoren, die einen Klapphocker dabei hatten. In diesem Zusammenhang muss ich erwähnen, wie wichtig bequeme Schuhe sind. Mit 12 cm hohen Pfennigabsätzen hält man sicher nicht sehr lange durch. Zumindest nicht mit einem entspannten, gelösten Lächeln.
Was ich am Anstehen aber wirklich genossen habe, waren die netten Gespräche mit den anderen Illustratoren rings um mich herum. Es wurden Portfolios gezeigt, Lebensläufe geteilt, Kontaktdaten ausgetauscht. Die offene und ungezwungene Atmosphäre in diesen Warteschlangen hat mir das Warten definitiv versüßt.
Wenn die LektorInnen die eigenen Arbeiten für ihren Verlag interessant finden, bekommt man eine Kontaktadresse, an die man sein Portfolio schicken kann. Entweder landet man dann im Designerpool des Verlags oder es gibt vielleicht sogar schon ein konkretes Projekt, an dem man gemeinsam arbeiten kann. Oder die LektorInnen bitten dich um deine Visitenkarte und melden sich dann. Ich habe auch schon von Kollegen gehört, die direkt im Gespräch ein Projekt angeboten bekommen haben. Nichts ist wohl unmöglich.
Übrigens hatte ich auf der Messe einen Rucksack und eine Umhängetasche dabei. Im Rucksack hatte ich ein Notizbuch, Snacks (in der Aufregung vergisst man leicht das Essen…), Wasser und Ladekabel. In meiner Umhängetasche hatte ich mein iPad mit meinem Portfolio, einen Stift und meine Visitenkarten. So hatte ich alles schnell zur Hand, wenn ich ins Gespräch kam. Mir hat es übrigens auch geholfen, mir sofort nach einem Gespräch sämtliche Infos in meinem Handy zu notieren. Es ist einfach so viel auf einmal, dass ich mir sicher war, dass ich mir nach drei Stunden nicht mehr alles merken konnte.
Wichtig sind natürlich auch Pausen. Vor den Hallen gibt es kleine Cafeterien mit Snacks, Getränke und – ganz wichtig – Kaffee. Dort ließ es sich wunderbar zwischendurch mit Kollegen über die vorherigen oder kommenden Gespräche sinnieren, aus dem Fenster schauen und etwas Kraft schöpfen. Und wer wie ich auf der Suche nach Strom für seine Geräte war: Dort gibt es auch Steckdosen (in den Hallen habe ich keine entdeckt).
Neben den Sprechstunden verbrachte ich meine Zeit damit, durch die Hallen zu gehen und die verschiedenen Verlage kennenzulernen. Ich fand es sehr hilfreich, an den Ständen das komplette Programm eines Verlages zu sehen und sich einen Überblick zu verschaffen. Das ist doch etwas anderes als auf einer Webseite. Auf diese Weise bin ich oft ins Gespräch mit den Leuten am Stand gekommen und habe auch so die eine oder andere Kontaktadresse bekommen. Ob mich das Überwindung gekostet hat, die Leute einfach anzusprechen? Ja, anfangs auf jeden Fall. Ich habe mir aber immer wieder gesagt, dass das genau der Grund ist, warum ich hier bin. Mit jedem Gespräch wurde ich dann routinierter und gelassener. Also nur Mut.
Es gibt auch immer mal wieder Live-Talks mit Autoren oder zu bestimmten Themen (dieses Jahr sehr präsent: das Thema „AI“). Ich bin zufällig beim Talk mit Felix Scheinberger vorbeigekommen und fand es sehr inspirierend und gemütlich zugleich, wenn in einem verhältnismäßig kleinen Rahmen zu einem Publikum gesprochen wird.
Übrigens lohnt es sich auch unbedingt einen Blick in die internationalen Hallen zu werfen. Da gibt es so viel zu entdecken!
Messenachbereitung
Nach der aufregenden Zeit auf der Buchmesse galt es, die gesammelten Eindrücke und Kontakte geordnet zu verarbeiten. Bereits im Vorfeld hatte ich eine detaillierte Excel-Tabelle mit sämtlichen für mich interessanten Verlagen und Unternehmen erstellt. Diese habe ich nun mit meinen neuen Informationen ergänzt. So konnte ich auch den Überblick behalten, wen ich bereits kontaktiert hatte und welche Schritte als nächstes zu unternehmen waren.
Anschließend habe ich anhand meiner Liste mein Portfolio gezielt an die entsprechenden Adressen verschickt. Jetzt heißt es Geduld haben und abwarten. Experten empfehlen, das Portfolio alle sechs Monate mit neuen Arbeiten zu aktualisieren und erneut zu versenden, wenn keine Rückmeldung erfolgt. Ich bleibe am Ball.
Was ich auch nicht verschweigen möchte: Ein Besuch auf der Buchmesse ist anstrengend. Man ist den ganzen Tag auf den Beinen, man spricht viel mit Menschen, es ist laut, man macht vielleicht nur unregelmäßig Pausen. Das kann einen ganz schön schlauchen. Wahrscheinlich ist es sinnvoll, sich für den Tag (oder besser noch zwei Tage) nach der Messe nicht unbedingt die komplizierte Quartalsabrechnung mit siebzehn S-Verweisen in der Excel-Tabelle vorzunehmen. 😉 Mir wurde auch prophezeit, dass man nach der Messe die berühmte Buchmesse-Grippe bekommt, von der ich zum Glück verschont blieb (aber angeschlagen war ich trotzdem…).
Insgesamt war die Frankfurter Buchmesse für mich ein unvergessliches und bereicherndes Erlebnis. Der offene Austausch und die wertvollen Kontakte, die ich knüpfen konnte, haben meine Erwartungen übertroffen. Die faszinierende Mischung aus lebendigen Gesprächen und fachlichem Austausch hat mich tief inspiriert. Die herzliche Atmosphäre und die gemeinsame Begeisterung für die Welt der Bücher haben mich voll und ganz in ihren Bann gezogen. Ich freue mich bereits jetzt auf das kommende Jahr und darauf, wieder Teil dieser begeisternden Veranstaltung zu sein.
Was sind deine Erfahrungen und Tipps von der Frankfurter Buchmesse? Teile sie gerne in den Kommentaren, denn der Austausch über unsere gemeinsame Leidenschaft für Bücher ist das, was diese Veranstaltung so besonders macht. Bis zum nächsten Jahr auf der Buchmesse!