In den sozialen Medien, auf LinkedIn und Instagram, habe ich bereits viel darüber erzählt. Nun möchte ich es auch hier etwas ausführlicher nachholen: Wie kam es eigentlich zu der Infografik in der Ausstellung „Willkommen in der Lachstalt“ von Comicaze und Forum Humor e. V.? Wie ensteht so seine Infografik bei mir? Wie läuft die Vorbereitung einer Ausstellung ab? Diese Fragen und noch weitere möchte ich in diesem Blogbeitrag beantworten. In acht Schritten kannst du hier die Enstehung einer Infografik verfolgen.
Eines schönen Abends im August – eine Ausstellungsidee
In München trifft sich jeden Monat der Stammtisch der Illustratoren München gemeinsam mit den Zeichnern von Comicaze e.V. (unbedingt vorbeischauen – tolle Menschen, großartige Stimmung!). Am Stammtisch im August stellte Lothar, Vorstand von Comicaze, den Plan für eine im November geplante Ausstellung vor (hier, im August-Rückblick, hatte ich bereits kurz darüber berichtet): Im Kunstlabor 2 soll es eine Ausstellung zum Thema Humor geben. Schirmherrschaft für diese Ausstellung hatte Forum Humor. Jeder darf mitmachen! Einziges Kriterium: Lustig muss es sein, den Betrachter zum Schmunzeln bringen.
„Puh, ich weiß ja nicht“, war mein erster Gedanke. Lustige Illustrationen waren bisher nicht mein Steckenpferd. Farbenfrohe Muster mit allen möglichen Motiven, ja, kein Problem. Sketchnotes leicht erklärt – immer her damit. Aber ein Bild, das lustig war? So richtig mit Absicht? Da hatte ich nichts vorzuweisen, was über meine Kritzeleien auf meinen Löschblättern zu meiner Schulzeit hinausging.
Aber je weiter der Abend voranschritt und je intensiver ich nachdachte, desto klarer wurde eine Bildidee in meinem Kopf. Natürlich! Eine Infografik! Über das emotionale Auf und Ab während eines Auftrags… wie eine Achterbahn! Und so kam es, dass ich mit dieser noch etwas verschwommenen Idee meinen Namen in die Liste der Teilnehmer eintrug. Einen Monat später sollte eine erste Skizze präsentiert werden. Diese würde dann vom Orga-Team der Ausstellung beurteilt werden und danach würde man erfahren, ob man teilnehmen darf oder nicht. Soweit so gut.

An dieser Stelle fasse ich die Geschehnisse etwas zusammen: Meine Skizze wurde für gut befunden und ich bekam die Nachricht, dass ich an der Ausstellung teilnehmen dürfe. Juhu. Und jetzt geht es los. Der kreative Prozess von der Skizze bis zur Rahmung des Drucks. Und bei genau diesem Prozess möchte ich dich jetzt ein wenig ausführlicher mitnehmen.
Von der Skizze zur fertigen Infografik – der kreative Prozess
Wie fängt man also an, wenn man eine Idee für eine Infografik hat? Hier liest du meinen gesamten Prozess bei dem Achterbahn-Bild.
1. Skizze
Normalerweise erhalte ich bei einer Infografik vom Auftraggeber bereits Texte und Daten, auf die ich die Grafik aufbaue. In diesem Fall war ich Texter und Grafiker in Personalunion, weshalb ich mir unbedingt zuerst einmal einen Überblick über das gesamte Thema schaffen musste. Und genauso wie bei einer üblichen Infografik startete das mit ersten Skizzen und Textideen. Und zwar ganz herkömmlich mit Bleistift auf Papier. Zwar wirkt das zunächst chaotisch und unordentlich, aber es hilft mir, meine Gedanken ungefiltert aufs Papier zu bringen. Sortiert und schön gemacht wird das Ganze in einem der nächsten Schritte.
2. Informationen sammeln
Mir war bereits im Vorfeld klar, dass ich den gesamten Auftragsprozess in einer Achterbahn zeigen möchte. Jede einzelne Station im kreativen Prozess sollte einen Abschnitt in der Achterbahn bekommen. Um das zu visualisieren, brauchte ich zunächst einmal eine gute Struktur eines üblichen kreativen Auftrags mit all seinen Eigenheiten.
Was waren meine eigenen Erfahrungen in meinem Leben als Designerin? Was für Geschichten habe ich von anderen gehört?
Außerdem wollte ich noch die jeweiligen Emotionen mit hineinbringen. Wie fühle ich mich zum jeweiligen Zeitpunkt? Ach, noch besser, was fühle ich und was sage ich dem Kunden? Und genau das, dieser zeitweilige Widerspruch sollte für den humoristischen Aspekt sorgen. Ich ging also jede Station eines Auftrags durch und notierte, was genau zu tun war, wie ich mich fühlte und wie die typische Kundenkommunikation aussieht. Natürlich ist das Ganze etwas überspitzt dargestellt – schließlich verläuft nicht jeder Auftrag genauso.

Wichtig waren auch Fragen zum Format, die beantwortet werden wollten. Wie groß soll die Grafik am Ende sein, sodass die gesamte Visualisierung erkennbar und vor allem der Text gut lesbar ist, wenn man einen Schritt vom Bild entfernt steht? Soll es gerahmt werden oder auf Alu-Verbundplatten gezogen werden?
All diese Informationen sammle ich in einem sog. Wireframe, einem Dokument, in dem auch ein Kunde sehen kann, worum es geht und welche Komponenten wo im Bild zu finden sein werden.
3. Visualisierung
Wie lassen sich diese Stationen am besten visualisieren? Eine Achterbahn alleine fand ich zu einseitig, also brachte ich noch andere Rummelplatz-Attraktionen mit hinein. Wildwasserbahn, Schießbuden, Karussell, Geisterbahn… All das fand seinen Platz. Und ja, dafür erstellte ich wieder etliche Skizzen und Entwürfe. Erst als die Skizze so klar für mich war, dass ich wusste, wo welches Element (also Visualisierung und Text) seinen Platz findet, ging es an den nächsten Schritt.
4. Ausarbeitung
Am zeitaufwändigsten war die detaillierte Ausarbeitung der einzelnen Stationen. Mein Tool der Wahl war Illustrator. Hier bin ich zu Hause und mag den Look, den ich dadurch erzielen kann. Eine Farbpalette war auch schnell gefunden: passenderweise erstellte ich sie aus einem Foto vom Fotografen Daniel Schubert, der eine Rummelplatz-Situation eingefangen hatte.

5. Feedback einholen
Nach stundenlanger Arbeit am eigenen Bild wird man leicht betriebsblind. Deshalb holte ich mir immer wieder Feedback von Kollegen und auch Freunden ein, die nichts mit Design zu tun hatten. Ein frischer Blick von außen ist Gold wert. Aber auch die Rückmeldung von anderen Kreativen hat mir sehr geholfen.
6. Feinschliff
Das Feedback wurde dann eingearbeitet und noch ein letzter Feinschliff am Text vorgenommen. Kann man hier und da noch etwas kürzen? Je prägnanter der Text, desto besser.
7. Druckbeauftragung
Bevor die Infografik gedruckt werden kann, kommt noch ein letzter Schritt: die Reinzeichnung, also der letzte Schliff an der Datei, bevor sie in Druck gehen kann. Da werden u.a. unnötige Farben und Felder im Dokument gelöscht, Formate und Farbprofile überprüft und geschaut, dass alle Texte in der richtigen Formatierung verwendet werden. Dann erst wird die Druckdatei erstellt und an die Druckerei gesendet.
8. Rahmen und Passepartout
Ich hatte mich für eine Rahmung in Weiß mit Passepartout entschieden. Den Rahmen hatte ich bereits, das Passepartout ließ ich beim Kreativshop meines Vertrauens (aka Boesner) nach freundlicher Beratung anfertigen. In akribischer Feinarbeit ging es dann daran, den Druck im Rahmen zu platzieren, sodass alle Abstände gleich sind und es gerade im Rahmen steht. Fertig!

Und jetzt ab ins Museum…
Einen Tag vor der Vernissage können wir zum Aufbau in den Ausstellungsraum, die Pop-Up-Gallerie im Kunstlabor 2. Dort hat der Vorstand von Comicaze schon einen detaillierten Aufbauplan liegen, der jedem Künstler genau sagt, wohin sein Werk kommt. Ich erhalte eine Ecke, wo ich daneben auch meine Live-Paintings an der Wand gestalten werde. Mein Bild ist schnell aufgehängt und ich habe Zeit, anderen beim Aufbau zu helfen und auch ein paar der Werke schon unter Augenschein zu nehmen.

Ich bin sehr beeindruckt den Werken der anderen, von der Energie im Raum, von dem wuseligen, freudigen und auch etwas nervösem Miteinander. Insgesamt sind es Werke von 31 Künstler und Künstlerinnen, die es in den kommenden fünf Wochen zu sehen gibt. Eine genaue Übersicht, wer alles dabei war, findest du hier.
Und dann am Mittwoch, den 6.11. die Vernissage der Lachanstalt-Ausstellung. Was für ein Andrang! Niemand von uns hat mit so vielen Leuten gerechnet. Es ist nicht mehr viel Platz im Raum und die Ansprache von Reinhard Wittmann (1. Vorstand von Forum Humor e.V.) und Lothar Witt (1. Vorstand von Comicaze e.V.) ist wegen der vielen Anwesenden und schwer zu verstehen.

Der Rest des Abends ist nach offizieller Eröffnung der Ausstellung ein bunter Mix an fröhlichen Gesprächen, aufgeschlossenem Austausch mit anderen und natürlich gemeinsamer Betrachtung der Werke. Die Sueddeutsche Zeitung hat übrigens einen unterhaltsamen Artikel zur Vernissage veröffentlicht (hier zu lesen).

Die kommenden Wochenenden bin ich dann jedes Wochenende in der Lachanstalt gewesen – zum einen um mit anderen KollegInnen für die Besucher Ansprechpartner zu sein und an den Zeichentischen zum Mitzeichnen zu animieren, zum anderen aber auch für die oben schon erwähnten zwei Live-Paintings, wo ich Begriffe, die die Leute auf Post-Ist geschrieben haben, in ein Sketchnote-Doodle-Bild integriere. Dazu aber bei Gelegenheit aber noch einmal mehr. 🙂

Abgesehen davon, dass sich aus dieser Ausstellung auch tolle neue Möglichkeiten ergeben haben, war ich vor allem beseelt von der tollen Atmosphäre unter uns KünstlerInnen und dem gemeinsamen Zeichnen an den Zeichentischen. Eine Erfahrung, die ich sehr genossen habe und lange in toller Erinnerung haben werde.
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